Samstagvormittag im August: Keine Schläuche, keine Helme. Dafür Pinnwände und Kleidung nach eigenem Geschmack. Ein ungewohntes Bild? Vielleicht. Aber für uns ist auch das Feuerwehr: Arbeit an unserer Gemeinschaft, an unserer kleinen Organisation. Denn im Einsatz ist zwar vieles genau geregelt, sind die Aufgaben klar verteilt. Damit wir aber im
Ernstfall in wenigen Minuten Menschen retten, Feuer löschen und dabei selbst gesund bleiben können, ist vorher viel zu tun. Wir üben und bilden uns (gegenseitig) aus, wir sorgen für unsere Ausrüstung und unsere Fahrzeuge. Dafür braucht es eine kluge Aufgabenverteilung und eine klare Kommunikation. Wir müssen die Fähigkeiten unserer
Mitglieder geschickt zusammenbringen und uns einander vertrauen können. Wir müssen und wir wollen eine Gemeinschaft sein, zu der wir gern gehören, weil sie gut ist für die Menschen in unserer Stadt und uns Mitglieder.
Das ist manchmal gar nicht so einfach. Denn hier steckt Herzblut drin – und so viel von der Zeit, die wir nicht mit unseren liebsten Menschen und unseren Berufen verbringen. Und wo es für alle um viel geht, da kracht es auch mal. Unsere Vielfältigkeit zeichnet uns aus und macht uns stark – gelegentlich macht sie es aber auch mal mühsam. Da hat jeder seinen eigenen Tonfall, seine eigene Auffassung von Verantwortung. Da gilt es, Danke zu sagen und den anderen die eigene Anerkennung spüren zu lassen. Genauso aber auch, Schwächen, Zweifel und Konflikte durch offene Worte umzumünzen in gemeinsames Lernen. Denn nur so können wir zusammenwachsen und zusammenhalten.
Also haben wir uns auf den Weg gemacht, schon zu Beginn des Jahres: Nach Blowatz nahe der Ostsee. Haben in einem wunderbar gemütlichen Haus gemeinsam geheizt, gekocht und gearbeitet. Die Familien und Partner, die uns begleitet hatten, sagten nach unseren Workshop-Sessions, man sehe uns die Anstrengung an, die nötig war, um uns als Gemeinschaft voranzubringen. Und, fast noch wichtiger: Sie hatten mit dem Essen auf uns gewartet. Ein Grund mehr, sich auch Zeit für unbeschwerte Ausflüge mit Allen zu nehmen. So sind wir mit dem Gefühl heimgefahren, zusammen etwas erreicht zu haben, einen guten Start hingelegt zu haben.
Den nächsten Schritt hatten wir schon vereinbart, da kam auch uns die Corona-Krise in die Quere. Jetzt aber, da wir uns als Feuerwehr auf die neue Lage eingestellt haben und wir uns mit Abstand wieder persönlich begegnen können, durfte es wieder intensiv werden.
Unsere tollen Nachbarn vom Betahaus hatten ihre Hilfe angeboten, sodass wir uns auf einen großzügigen, freundlichen Raum für unsere Ideen freuen konnten – eine frische Umgebung, nur ein paar Meter von unserer Wache entfernt.
Kommunikation und Information, damit glauben wir, uns zuerst den leichteren Themenschwerpunkt vorgenommen zu haben: Wie wollen wir tun, was wir tun? Wie wollen wir miteinander reden, leben und arbeiten? Aus Blowatz haben wir dazu Vereinbarungen mitgebracht, die wir heute an Fallbeispielen aus unserem Feuerwehrleben testen. Wie lebensnah die Beispiele sind, zeigt sich schnell an der engagierten Diskussion. Es gibt Einiges loszuwerden; schnell kommen wir dem Ende der geplanten Workshopzeit näher. Und damit der Zuspitzung: Schaffen wir heute noch einen Konsens in wenigen, prägnanten Sätzen, die
den mitgebrachten Rahmen füllen und das Fundament für alles Weitere darstellen? Oder gehen wir stattdessen mit offenem Visier in den Konflikt, der da heißt: Was muss man leisten, um bei uns dazuzugehören? Der Konflikt brennt, wir gehen ihn an. Jeder steuert offene Worte bei. Wir debattieren länger als geplant. Schließlich müssen wir feststellen: Gar
nicht so leicht, alte Muster sein zu lassen. Wir vertrauen trotzdem darauf, wieder etwas in Gang gebracht zu haben. Dazu passt die fröhliche Stimmung, in der wir den Nachmittag verbringen: Ein Spender hat uns in die Taverna Romana eingeladen. Gerade jetzt ist das ein echter Gewinn für uns als Feuerwehr – und für die Gastronomie in unserer Nachbarschaft,
die schwere Zeiten erlebt.
Der Weg in die Zukunft ist also auch für eine Feuerwehr kurvig und vielleicht etwas hügelig – aber unbedingt lohnend. Dass wir ihn weitergehen können, verdanken wir dem
Engagement aller, die sich bei uns mit Kraft, Witz und Zeit einbringen. Und nicht zuletzt unseren Nachbarn und Freunden – wie den netten Menschen vom Betahaus und dem anonymen Spender unserer Einkehr. Danke.